David Lennox, Potsdam, New York

Parafilm "M"

Ich benütze gerne eine Spritzpistole um meine Modelle zu bemalen. Ich liebe den feinen Finish, die realistische Erscheinung und dass Flächen schnell eingefärbt sind.
Aber ich decke nicht gerne ab. Jedes Klebeband, dass ich gebraucht hatte, klebte zu stark und riss Farbe wieder weg, oder klebte ungenügend und liess Farbe drunter fliessen, oder hinterliess Spuren von Klebstoff. Nur wenige waren gut genug für komplizierte. Kurven. Ich habe leicht klebendes, mittelstark klebendes und stark klebendes professionelles dünnes Klebband aus dem Farbenladen versucht. Ich habe mit gewöhnlichen Abdeckband, Band für Zeichner und Medizinal-Band experimentiert. Ich habe flüssige Masken und ein paar verrückten Sorten von Gebräu, die nie zum Maskieren erfunden waren, ausprobiert.

Wenn es doch nur etwas gäbe, das leicht zu schneiden ist, sich komplizierten Kurven und feinen Details anpasst, scharfe Abgrenzungen ohne druntergelaufene Farbe ergibt, etwas das sich unter dem Einfluss der Farbe nicht zusammenzieht, das sich leicht und ohne zurückbleibende Spuren von Klebstoff abzulösen lässt, etwas das weder Decals noch metallische Farben abhebt! Und etwas, wenn ich so unverschämt sein darf, auch nicht so teuer ist?

Psst! Das ist Parafilm "M", ein Kunststoffilm, der in Labors benützt wird um Gefässe zu verschliessen. Parafilm klebt und bleibt ohne Klebstoff kleben und reagiert nicht auf Modell-Farben. Ich habe es mit Testor Master-Enamel, Testor Metalizer, Lösungsmittel-Floquil-Farben und Pactra Akryl verwendet.

Der Gebrauch von Parafilm: Bevor es ausgezogen wird (Fig.2), fühlt sich Parafilm wachsig an und ist zu dick und steif zum Gebrauch. Für einfache Abdeckungen, zieht man ein Stück in einer Richtung langsam auf etwa die fünffache Länge (Fig.3) und lässt es ein paar Sekunden ruhen, dann ohne noch mehr auszuziehen über die zu maskierende Fläche legen (Fig.4). Mit dem Finger andrücken. Falten stören nicht. Mit einem runden Messer sorgfältig ausschneiden (Fig.5). Dort, wo der Film nicht auf einer Fläche aufliegt, mit einer scharfen Schere schneiden. Zum Schluss die Kanten etwas andrücken.

Ich habe mit 20 psi (~ 1 Bar) Floquil gegen die Kante von Parafilm gesprüht, ohne den Film zu heben. Ich habe ein kleine Pfütze Farbe auf die Maskenkante gespritzt und nur sehr wenig Farbe lief drunter. 
Jedoch die alte Methode der "Demaskierung" während die Farbe noch nass ist, funktioniert bei Parafilm nicht gut. Parafilm ist nach dem Dehnen sehr dünn und deckt die Oberfläche für Pigmente völlig, nicht jedoch für Lösungsmittel. Wenn Parafilm zu früh abgezogen wird, kann sich darunterliegende leicht aufgeweichte Farbe lösen; wenn die obere Farbschicht trocken ist, kann Parafilm ohne die darunterliegende Schicht entfernt werden.

Das Abziehen von Parafilm ist einfach: Wenn die Farbe trocken ist, eine Ecke fassen und langsam vom Modell abschälen (Fig.6). Es dehnt sich und die Farbkante bricht sauber. Klebstoffspuren verbleiben keine auch nicht auf Klarsichtteilen. Auch Decals ohne Schutzanstrich können abgedeckt werden.
"Weiche" Maskierung: Realistische Spritzkanten in 1:72 sind schwierig, mit Parafilm geht es leichter. Zuerst das Model mit der hellsten Farbe spritzen, dann mit Parafilm maskieren. Jetzt ein Stück Parafilm dehnen und auf einer sauberen Oberfläche in eine längliche "Schnur" rollen (Fig.7). Diese Schnur klebt nicht auf Plastik oder Farbe aber auf der Parafilm-Maske. Das gerollte Parafilm entlang der Kante der Maske anbringen (Fig.8) und dann über diese gerollte Kante spritzen, um eine massstäbliche Demarkation zu erhalten.
Falls eine dritte Farbe benötigt wird, die Maske noch nicht entfernen, sondern eine weitere Parafilm-Maske darüberziehen und wieder die Kanten mit gerolltem Film versehen und mit der dritten Farbe spritzen. Wenn die letzte Schicht trocken ist, sämtliche Masken abziehen. (Fig.9).

Maskieren von polierbaren Metallfarben: Testor und andere polierbare Metallfarben sind wahrscheinlich die schwierigsten Farben für ein Modell. Gewöhnliches Abdecken beschädigt die Oberfläche, aber mit Parafilm gelingt es wiederum. Da kein Klebstoff vorhanden ist, wird auch keiner die Oberfläche beschädigen. Parafilm sauber und ohne Fältchen, die Abdrücke hinterlassen können, andrücken.

Räder und Canopies abdecken: Räder mit Parafilm sind einfach: Zuerst die Farbe des Rades spritzen, dann ein kleines Stück Parafilm über die Nabe (Fig.11) und dem Felgenrand nach ausschneiden und den Reifen spritzen.
Canopies sind fast so einfach: Da Parafilm durchsichtig ist, sind die Streben der Haube gut erkennbar. Mit einem scharfen Messer entlang der Streben schneiden, den Film von diesen abheben und die Kanten etwas andrücken.

Problemchen: Man könnte meinen, Parafilm sei perfekt, das wär' doch zu schön. Man benötigt einen gut beleuchteten Arbeitsplatz, denn gedehntes Parafilm ist fast völlig klar und ohne genügendes Licht, kann es schwierig zu erkennen sein, ob alles völlig abgedeckt ist. Es ist ebenfalls leicht, Parafilm zu überdehnen, vor allem bei komplizierten Kurven. Solch überdehntes Parafilm maskiert zwar die Farbe, ist jedoch schwierig zu entfernen. Parafilm kann auch an Werkzeug kleben, mit dem es in Ecken gedrückt wird, ich benütze angefeuchtete Nagelhaut-Hölzchen aus der Manicure-Abteilung.
Offensichtlich bin ich von Parafilm "M" begeistert, ich bin kein Experten-Modellbauer, aber Parafilm hat mir den Mut gegeben, komplizierte Bemalungen anzugehen, an die ich mich vorher nie getraut hätte.

©FineScale Modeler Februar 1993 S. 30-33
Übersetzung: Seb IPMS ZRH